Evangelien-Lesungen

 

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Zuhören ist eine ganz wunderbare Sache. Es können einem so viele Gedanken und innere Bilder dabei aufsteigen. Das kennen wir von Geschichten, die uns erzählt wurden oder von der Musik. Was nun, wenn das beides plötzlich wie ineinander zu gehen scheint? Was, wenn unser Zuhören plötzlich wie neu geordnet wird und wir Bekanntes hören, als hätten wir es noch nie so gehört?
Genau das kann das Erlebnis sein, wenn Sie

am Samstag, 27. September, um 19.00 Uhr
und am Sonntag, 28. September, um 18.00 Uhr in die Kirche Tal kommen.

Zum Abschluss der Bibelschreib-Woche - bei der Sie hoffentlich auch mitmachen werden - sollen diese Stunden uns aussergewöhnliche Erlebnisse in unseren Ohren, Gedanken und Herzen geben.
Aussergewöhnlich, das heisst auch, dass wir zunächst vielleicht mal noch gar nichts verstehen. Aussergewöhnlich, das heisst, dass wir vielleicht zuerst abwehren und überhaupt nicht mehr verstehen, wie wir es gewohnt sind, zu "verstehen". Aussergewöhnlich, das heisst, dass unsere Gewohnheiten im Hören und Denken und Fühlen ausser Kraft gesetzt werden.
Bei diesen Lesungen werden vier SchauspielerInnen gleichzeitig die vier Evangelien, die alle auf ihre Weise vom Leben des Jesus von Nazareth erzählen, vortragen. Sie werden das so tun, dass sie sowohl ganz "drin" sind in ihrem Text und gleichzeitig aber auf die anderen Lesenden hören. Es ist ein Zusammen- und Wechselspiel von Stimmen, das Bruchstücke, Wort- und Sinnteile dieser mächtigen Texte zueinander in Beziehung setzt - und dies ohne vorgefasste Absicht, ohne Plan und schon bestimmte Botschaft. Diese ergibt sich erst durch dieses Tun des gemeinsamen Vorlesens. Die Botschaft wird sozusagen, in den Ohren der Anwesenden, für jeden und jede anders.
Die Botschaft der Evangelien hat unsere Kultur geprägt und ist Teil dieser Kultur geworden. Wir meinen, die Texte zu kennen, haben sie in tausenden von theologischen Büchern aus- und zurechtgelegt. Mit dieser Art des Vorlesens werden wir vielleicht Inhalte erhören und entdecken, die schon unterzugehen drohten in all dem, was unsere Gewöhnung und Kultur so festgefügt haben.
Ich freue mich sehr darauf, auch wenn ich noch nicht weiss, was mir da überraschend begegnen wird. Und ich freue mich, wenn ich das mit Ihnen gemeinsam erleben kann und lade Sie darum ganz herzlich zu diesem Wagnis ein.
Mit freundlichen Grüssen von Haus zu Haus
Pfr. Carlo Capaul