«Es
geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott»
Lebensmittel werden produziert. Wir gehen
in den Laden und kaufen sie. Das Geld dafür wird durch
Arbeit verdient.Unsere Kleider werden in Fabriken gewoben
und genäht, unsere Wohnhäuser von Bauarbeitern
und Handwerkernerrrichtet.
Die Wachstumsprozesse in der Natur sind wissenschaftlich fast restlos
erklärt, in den Reagenzgläsern der Forscher werden neue Organismen
hergestellt. Was noch nicht gemacht ist, erscheint bald machbar. Ein
Gott - schaffend, ordnend, leitend - der hinter all dem steht, wird mehr
und mehr aus dem modernen Denken und aus dem Alltag verdrängt.
Es ist gut, dass wir im Übergang vom Sommer zum Herbst Erntedank
feiern. Auch wenn viele von uns keinen direkten Bezug zur Ernte haben
- ich halte es für ein wichtiges Fest. Erntedank - das ist ein Fest
gegen den Machbarkeitswahn. Es ist ein Anlass, dass wir uns bewusst werden:
Wir leben letzten Endes von dem, was Gott uns schenkt. Nicht vom Machen
leben wir, das Entscheidende empfangen wir. Oder, wie es in unserem Monatslied
von Matthias Claudius heisst: «Es geht durch unsere Hände,
kommt aber her von Gott.»
Ob die Menschheit gut leben kann auf dieser Erde, wird davon abhängen,
dass wir verantwortlich mit demumgehen, was Gott in unsere Hände
gelegt hat. Ich hoffe, dass wir uns nicht nur an Erntedank an diese Verantwortung
erinnern.
Pfr. Andreas Schneiter-Kranich
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