Ökumenisches Winterprogramm 2006


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Volkskirche im Gegenwind
Die reformierte, die christ-katholische und die römisch-katholische Kirche verstehen sich als Volkskirchen. Ob sie in dieser Form überleben werden, ist aufgrund der aktuellen Trends unklar. In einer ersten Stufe wird mit einem analytischen Blick die religiöse Situation in der Schweiz betrachtet und kommentiert. Im weiteren Verlauf versucht das Winterprogramm, mögliche Wege für die Zukunft aufzuzeigen.
In einem Punkt sind sich die Religionssoziologen einig: In den vergangenen dreissig Jahren haben die beiden grossen christlichen Kirchen - nicht nur in der Schweiz - massive Einbrüche erlitten. Die Zahl der Konfessionslosen steigt, die Menschen glauben weniger an den christlichen Gott, sie besuchen weniger den Sonntagsgottesdienst, und das Alltagsleben wird immer weniger von christlichen Werten bestimmt. Auf der anderen Seite gewinnen esoterische und okkulte Angebote verstärkte Aufmerksamkeit, man interessiert sich für die Botschaften des Dalai Lama und für die Inhalte anderer Welt- und Naturreligionen. Religion boomt in unserer gegenwärtigen Gesellschaft - in den Medien und in der privatisierten Sinnsuche.
Am ersten Abend geht Dr. Michael Krüggeler den Fragen nach: Wie stellt sich die religiöse Vielfalt in der schweizerischen Gesellschaft heute dar? Was glauben die Schweizerinnen und Schweizer? Was bedeuten die Aussagen über «religiösen Pluralismus» und «religiöse Individualisierung»? Welche Rolle kommt den beiden christlichen Konfessionen in dieser Situation zu, und vor welchen Herausforderungen stehen sie?
Der Referent des zweiten Abends gilt als «erfahrener Fuchs»: Der katholische Pfarrer Hugo Gehring ist seit 25 Jahren als Religionslehrer, Kinder- und Jugendseelsorger, Vikar und Ortspfarrer tätig. Auf den ersten Blick fällt die "Erfolgsbilanz" ernüchternd aus. Woran liegt das? Gibt es Rezepte für eine gelingendere Glaubensverkündigung? Gibt es eine Theologie, welche in dieser Situation hilfreich ist? Die Erfahrungen und Einsichten eines Praktikers führen hin zu den Überlegungen und Ermutigungen des berühmten Theologen Karl Rahner.
Die Vorschau auf den dritten Abend folgt im Gemeindeblatt Nummer 2.
Die Referenten sind bestrebt, ihre Gedanken für das Publikum gut verständlich darzulegen, um günstige Voraussetzungen für die folgenden Gespräche zu schaffen. Die Vorbereitungskommission ist zuversichtlich, dass an allen drei Abenden eine bunte Palette von Fragen aufs Tapet kommen wird. Eine kritische Auseinandersetzung mit den sich stellenden Problemen wird unseren Blick weiten und uns ermutigen, dem «Gegenwind» standzuhalten.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Pfarrer Andreas Schneiter-Kranich