Adresse:
Kirchenrank 1, 8704 Herrliberg
Gemäss archäologischen Untersuchungen von 1962 hatte die heutige Kirche einen Vorgänger: eine um 1400 erstellte gotische Kapelle, die nach 1500 um- und ausgebaut wurde und einen Turm mit Käsbissen erhielt. Die Mauerreste sind unter dem Kirchenboden zugänglich.
Die steigende Bevölkerungszahl nötigte 1687 zu einem Neubau am alten Platz. 1846 wurde auf der Westseite ein Vorbau erstellt, 1887 überdeckte man die Holzdecke mit einer Gipsdecke, und 1918 stellte man im Chor eine Orgel der Firma Kuhn aus Männedorf auf. Das Innere mit neuer Holzdecke entstand weitgehend während der Renovation 1962/63; 1985 fand eine Aussenrenovation statt.
Die Kirche Herrliberg auf hochragendem Felsenhügel nahe dem See ist eine typische reformierte Landkirche aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Obwohl ein Chor für den reformierten Got-tesdienst nicht mehr nötig war, gliederte man dem rechteckigen Predigtsaal einen solchen an. Charak-teristisch für diese Epoche sind auch die drei bzw. vier hohen Rundbogenfenster in den Traufseiten, die beiden übereinander angeordneten runden Lichter in der Giebelfassade und die drei gerade ge-schlossenen Portale. Der Turm zeigt in den unteren Geschossen schmale Rechteckscharten, im Glockenhaus nach allen vier Seiten je ein Rundbogenfenster und über den Zifferblättern spitze Giebel, aus denen der achtseitige Helm emporsteigt. Das vierteilige Geläute wurde 1858 von Jakob Keller I. in Unterstrass gegossen. Die grösste Glocke stammt aus dem Jahr 1857, ist auf E gestimmt, 1142 kg schwer und trägt die Inschrift:
"Ehre sei dem Vater, dessen Macht und Stärke
Ewig preisen seine hohen Werke."
An der Südwestseite des Chors ist unterhalb der Traufe ein Sandstein mit der Jahreszahl 1569 eingemauert, offenbar ein wieder verwendeter Stein der Vorgängerkirche.
Das Innere mit neuer Holzdecke ist weitgehend von der Renovation 1962/63 geprägt. Erhalten sind die Grundform des Barockraums und einige wenige ältere Elemente. Der achtseitige Taufstein aus Sandstein trägt eine Inschrift und die Jahreszahl 1629. Die auf neuem Konsolenstein mit reduzierter Höhe ruhende Kanzel aus Nussbaumholz ist ein seltenes Exemplar von Ohrmuschelschnitzerei. In einer Kartusche am Schalldeckel über dem polygonalen Korb finden sich der eingeschnittene Name H. Isler und die Jahreszahl 1688. Die Fenster mit Grisaillemalerei aus dem Jahr 1887 stammen von Kreuzer in Zürich. Auf der 1962/63 vergrösserten Empore steht die neue Orgel von Th. Kuhn, Männedorf.